ANTON
…oder: Wie eine kleine ‚Trethupe‘ nicht nur eine Einstellung, sondern ein ganzes Leben verändern kann.
Kleine Hunde gingen für uns gar nicht – und Teckel / Dackel mal erst recht nicht. Wir wollten doch weder eine ‚Trethupe‘ noch einen Schoßhund. Es musste schon etwas zum Anfassen und mit Charakter sein, aber vor allem ein ‚ganzer‘ Hund. Und hätte uns früher jemand erzählt, ihr bekommt einmal einen Teckel und züchtet diese Rasse auch noch, den hätten wir ausgelacht und für verrückt erklärt.
Ein Sonntagmorgen im Mai 2013 – Frank studierte die Kleinanzeigen in der Sonntagszeitung und ich fütterte unsere Hunde. Ronny, unseren Riesenschnauzer-Husky-Mix, und Harry, unseren Podenco Portugués, unsere beiden Hunde aus dem Tierschutz, sowie unsere Malinois-Bernersennen-Mix-Dame Lilly, die aus dem ungewollten Uuups-Wurf einer Familie stammte. Alles Mixe, weil uns auf eine bestimmte Rasse festzulegen versuchten wir schon viel zu lange vergebens.
’12jähriger Dackel sucht neues Zuhause wg. Pflegebedürftigkeit.‘
Schnell war für uns klar, dem armen Kerl machen wir den Lebensabend noch schön. Wir konnten den Gedanken nicht ertragen, dass ein so alter Hund, dazu vielleicht auch schon kränkelnd, womöglich im Tierheim landen sollte. Wir hatten doch damals überhaupt keine Ahnung, wie alt Dackel eigentlich werden können, diese Rasse gab es auf unserer Favoritenliste doch gar nicht. Ob aber bei uns auf dem Hof nun ein solch kleiner Hund noch zusätzlich rumlief, war vollkommen egal. Der Herr am Telefon erzählte uns, dass sein Frauchen ins Pflegeheim müsse und der Hund ihm selbst nur ein Klotz am Bein sei. Auch auf dem großen Reiterhof seines Sohnes gäbe es keinen Platz für ihn. Zudem benötige er wohl Medikamente, von denen er aber nicht mal wisse, wie sie zu geben seien.
Wir waren schon ein wenig fassungslos, wie lieblos und desinteressiert er über den kleinen, kranken Kerl sprach und machten natürlich keinen Rückzieher. Schon am nächsten Tag stand der Herr mit ihm bei uns vor der Tür. In der Pflege sehr vernachlässigt, man konnte vorne und hinten nicht unterscheiden, und wegen der Herzkrankheit mit einem vollgelaufenen Wasserbauch, drückte der Herr ihn uns in die Arme, packte noch all seine Habseligkeiten dazu, gab uns die restlichen Herztabletten und verschwand, ohne dem Hund auch nur ‚Tschööö‘ zu sagen oder gar noch einen Blick zurückzuwerfen. Da war er nun, ein kleines und wie sich bald herausstellen sollte, schwerkrankes, struppiges und verfilztes Etwas namens ANTON.
Ohne lange zu überlegen wählten wir die Nummer unseres Tierarztes. Nur kurze Zeit nach Schilderung unseres ‚Problems‘ hatten wir neben einem Notfallplan für den Moment auch noch einen Termin am nächsten Tag in der Praxis. Die verfilzten Stellen in Antons Fell wurden direkt entfernt, damit er wieder schmerzfrei laufen konnte, die Dosierung der Tabletten wurde abgesprochen und wir mussten erfahren, dass sein kleines Herz leider wirklich erheblich geschädigt war. Anschließend fuhren wir noch zu einem Hundefriseur und konnten ihm danach endlich auch in die Augen sehen.
Er saß glücklich neben Herrchen auf dem Traktor, stand Frauchen meist zwischen den Füßen und brauchte für 20 m Wegstrecke mindestens 10 min. Wie ein Richter beim Tennis thronte er tagein, tagaus auf einem extra für ihn errichteten Strohlager und beobachtete unsere drei großen Jungspunde bei ihren wilden Verfolgungsjagden über den Hof. Wir sind absolut sicher, dass er bei uns glücklich war und seine letzten Monate in vollen Zügen genoss. Er liebte es verwöhnt, gekuschelt und umsorgt zu werden. Und all das gab er uns zurück. Bei diesem gedanklichen Rückblick, kommen mir immer noch wieder die Tränen. Nie war es für uns schwerer, sich von einem vierbeinigen Familienmitglied, denn das sind alle unsere Tiere, zu verabschieden.
Dieser schlimmste Tag kam am 22. Dezember 2013, nur etwa 7 Monate nach seinem Einzug. Sein kleines Herz konnte nicht mehr und seine Augen baten uns um Hilfe. Was aber blieb, war die Liebe zu diesem kleinen, dickköpfigen Charakterhund, der trotz seiner Einschränkungen gerne den Dobermann gab, der vor nichts Angst hatte, alles mitmachte und nichts mehr liebte als gekuschelt zu werden und überall dabei zu sein. Er hat uns in der leider viel zu kurzen Zeit absolut nachhaltig geprägt und unser Denken diesen kleinen ‚Trethupen‘ gegenüber grundlegend verändert.
Zwei Tage vor seinem Tod bekamen wir unsere Conny (Cornelia vom Hürtgenwald), unseren ersten eigenen Rassehund und wir sind froh, dass sie Anton noch kurz kennenlernen durfte. Auf ewig hat er uns ein Vermächtnis hinterlassen: Wir haben endlich die Hunderasse gefunden, die für uns beide einfach perfekt ist.
‚Einmal Dackel, immer Dackel!‘
Was haben wir gelacht, als wir diesen Satz das erste Mal hörten. Anton war der Startschuss in ein Leben, das, so Gott will, nie wieder ohne Dackel stattfinden wird und der Start für unsere Zucht, die mit Conny, unserer heutigen Stammhündin, begann. Wir züchten nicht des Geldes wegen, sondern aus Liebe und Leidenschaft, mit Verantwortung, Herz und Verstand. Wir lieben diese kleinen quirligen Querköpfe mit dem Herzen eines Löwen und möchten anderen Familien die Chance geben, auch ihr Herz an einen solch tollen Hund zu verlieren.
An dem Tag, als Gott den Dackel erschuf, lehnte er sich zurück und lächelte.